Home | Sitemap | Suche | Impressum | Drucken
Sie befinden sich hier: 

Schiedsrichter – eine Schule fürs Leben

Als Vierter Offizieller hat Christian Gittelmann schon in der vergangenen Saison internationale Fußball-Luft geschnuppert. Ab 1. Januar 2019 steht sein Name auf der Einsatzliste für Schiedsrichter-Assistenten des Weltfußballverbandes (Fifa). Letzte Woche folgte die Länderspiel-Premiere des 35-Jährigen aus Gauersheim im Donnersbergkreis: Gittelmann war als Vierter Offizieller bei der Partie Griechenland gegen Ungarn in Athen im Einsatz.


„Es ist eine Auszeichnung. Es ist eine Wertschätzung. Es ist eine Bestätigung für die konstanten Leistungen in den sechs Jahren, in denen ich jetzt in der Bundesliga bin“, sagt Christian Gittelmann, der mit seiner Frau Jessica, Tochter Joyce (10) und Sohn Finn (3) im schmucken Gauersheimer Neubaugebiet wohnt. Zum Arbeitsplatz in Kirchheimbolanden, wo Gittelmann im Einkauf eines Automobilherstellerzulieferers tätig ist, ist’s nur ein Katzensprung. „Schön, jetzt den nächsten Schritt zu machen“, sagt Gittelmann mit großer Vorfreude auf das, was kommt. Donnerstag vor einer Woche war er beim Europa-League-Spiel zwischen Spartak Moskau und FC Villarreal (3:3) im Einsatz, am Sonntag Schiedsrichter-Assistent in der Bundesliga bei RB Leipzig gegen den 1. FC Nürnberg (6:0). Der Spagat zwischen Fußball, Familie und Beruf will gemeistert werden. An all das war nicht zu denken, als das alles vor über 18 Jahren begann. Der Schlacks kickte selbst. B-Jugend, erst Gauersheim, dann Biedesheim. „Jürgen Steuerwald und Armin Bauer haben bei jeder Zusammenkunft fast schon genervt, ich sollte Schiedsrichter werden. Dann hab’ ich mich irgendwann zum Lehrgang angemeldet.“ Die Schiedsrichterprüfung folgte im Jahr 2000: „An mein erstes Spiel erinnere ich mich noch genau: Es war D-Jugend – Marnheim gegen Finkenbach, 5:3.“ Den Wegbegleitern ist Gittelmann sehr dankbar. Auch und gerade heute: „Willi Walter, Werner Föckler. Und vor allen Dingen schon in der Anfangsphase Dieter Pommeranz – so ein feiner Kerl.“ Pommeranz, heute stellvertretender Schiedsrichter-Obmann im Fußballkreis Kaiserslautern-Donnersberg, ist stolz auf Gittelmann. Der ist absolut geerdet, hält weiter engen Kontakt zu seinem Kreis, pflegt die alten Freundschaften. „Der Christian hat sich das alles erarbeitet“, lobt Pommeranz.


„Ich pfeife ab und zu noch selbst in der Oberliga und kann so ein stückweit auch Erfahrung weiter geben, zeige damit auch, dass ich Interesse am Fußball habe“, sagt Gittelmann, der sich vor Jahren entschieden hat, sich als Assistent zu spezialisieren: „Der Assistent sollte nicht als reiner Abseits-Fachmann abgestempelt werden. Wichtig ist zu wissen: Welche Signale, welchen Support über den Sprechfunk erwartet der Schiedsrichter? Wichtig, sich auf verschiedene Schiris einstellen zu können. Du musst anpassungsfähig sein.“

Nach vier Jahren im Bundesliga-Gespann von Jochen Drees, der nun als Chef der Video-Assistenten wirkt, ist Gittelmann in der zweiten Saison Assistent des Hamburgers Tobias Stieler, der heute Abend das Länderspiel in Athen leitet: „Das passt gut. Wir verstehen uns gut. Ich denke, dass ich auch international verstärkt bei Tobias eingesetzt werde. Es ist schon von Vorteil, wenn man sich kennt, aufeinander eingespielt ist.“


1


Fortbildung auch durch das spezielle Scouting-Portal der Uefa und intensives Fernsehstudium erachtet er als wichtig: „Ich schaue mir immer die Zusammenfassungen in der Sportschau an. Man muss schon viel Fußball gucken. Je mehr Szenen du in Augenschein nimmst, umso weiter wird dein Spektrum.“

Den Video-Assistenten sieht Gittelmann als wertvolle Hilfe: „Wichtig ist die Begrifflichkeit: Es heißt ja nicht Video-Schiedsrichter, sondern Video-Assistent. Man nimmt ihn in Anspruch, wenn eine Szene keinen Spielraum zulässt. Der Video-Assistent – das ist eine Hilfestellung. Allein der Schiedsrichter auf dem Platz entscheidet.“ Und: „Eine Abseitsposition ist immer eine 100-Prozent-Entscheidung, auch im Zentimeterbereich.“


Die Schiedsrichterei habe ihn als Persönlichkeit „sehr viel weiter gebracht. Es ist eine Schule fürs Leben“, sagt der 1,93 Meter große Referee. Es waren harte Lehrjahre. Der Knackpunkt: 2003, A-Klasse. Es geht um die Meisterschaft, um den Aufstieg. Wöllstein gegen Wormatia Worms II, Gittelmann, wie meist bei seinen Spielen begleitet von seinem Vater, pfeift: vier Rote Karten für Worms, Wöllstein gewinnt. Gittelmann muss vor aufgebrachten Wormatia-Fans geschützt werden. Er ist geschockt. Soll er aufhören? Selbstzweifel keimen. Es folgte ein Innehalten, dem Denkprozess ein Stilwandel. „Als junger Schiedsrichter zieht man mehr Karten, da hat man noch nicht die Autorität“, sagt Gittelmann mit Abstand. Schön: Trainer Norbert Hess, damals Coach von Wormatia II, dann lange in Pfeddersheim, längst versöhnt mit Gittelmann, gratulierte jetzt auf der Facebook-Seite des Südwestdeutschen Fußballverbandes zum Aufstieg in die Fifa-Liste. Eine besondere Geste, die Gittelmann freut. Fußball ist mehr als ein 1:0...

Christian Gittelmann, der Familienmensch, der stolze Papa, lebt für seinen Sport. Er lebt professionell und ist überaus trainingsfleißig. „Es gibt Pläne von der Uefa. Ich trainiere fast jeden Tag, ich mache gerne Sport. Ich bin schon Halbmarathon gelaufen, und auch schon beim Donnersberglauf gestartet.“ Die Unterstützung durch seinen Heimatverein, die SV Gauersheim, weiß er zu schätzen: „Ich darf da auch allein unter Flutlicht trainieren, meinen Parcours fürs Intervalltraining aufbauen.“


Christian Gittelmann ist stolz, dass er jetzt das Fifa-Wappen auf der Brust tragen darf. Er will es „nicht nur spazieren tragen“, er will seine Berufung durch gute Leistungen rechtfertigen, weiter kommen: „Um etwas zu erreichen, darf man seine Ziele nicht aus den Augen verlieren.“


Quelle: DIE RHEINPFALZ, 12.10.2018, von Horst Konzok

-------------------------------


Oddset


Ausrüster des SWFV
Adidas Logo


quicklinks

postfach

mobil



Sport-Lines

--------------------------


--------------------------


--------------------------

Finaltag der Amateure