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Nachruf: Der stille Star von NiederkirchenDie ehemalige Fußball-Nationalspielerin Heidi Mohr ist im Alter von 51 Jahren in Weinheim nach schwerer Krankheit verstorben. Mit dem TuS Niederkirchen feierte die Stürmerin 1993 den deutschen Meistertitel. In der Pfalz ist und bleibt sie unvergessen. Einen deutschen Meister im
Frauen-Fußball aus der Pfalz hat es nur einmal gegeben – dank der Tore von Hedi
Mohr. Am 20. Juni 1993 hatte Silvia Neid, einer der vielen Stars des
favorisierten TSV Siegen, den Favoriten Siegen mit 1:0 in Limburgerhof in
Führung gebracht (24.). Heidi Mohr verwandelte einen Handelfmeter (42.) und schoss
in der Verlängerung das Siegtor.Als sie zum ersten Mal in Sachen Fußball im
Auto saß und von ihren Eltern zum Training gefahren wurde, liefen die Tränen.
„Ich war so ein Kind, das gar nichts machen wollte“, erzählte sie. Mit 15 wurde
sie beim SV Unterflockenbach angemeldet. „Auf der Fahrt dorthin habe ich im
Auto geheult, weil ich nicht wollte.“ Dabei traf es sie doppelt hart, denn als
Jugendliche spielte sie auch noch Handball. Bald musste sie sich entscheiden,
denn samstags Handball und sonntags Fußball wurde zuviel. Weil sie in der
Handball-Auswahl nicht zum Zuge kam, fiel die Wahl für die Rechtshänderin, die
auch ein Rechtsfuß war, auf Fußball. Über den SV Laudenbach führte der Weg der
talentierten Spielerin 1990 zum TuS Niederkirchen. Der war für sie erste Wahl, weil der Klub in die neue, zweigleisige Bundesliga aufstieg. Heidi Mohr wurde zur überragenden Spitze des Pfälzer Dorfvereins, für den sie in der ersten Saison 36 Treffer erzielte und damit zur ersten Bundesliga-Torschützenkönigin wurde (1991). Bis heute hält sie aus dieser Zeit auch einen Rekord. Am 3. März 1991 schoss sie sieben Tore im Spiel gegen die SG Praunheim. Auf die Kanone war sie abonniert. Fünfmal in Folge war Heidi Mohr die beste Stürmerin in Deutschland, von 1991 bis 1995. Niederkirchen war für die heimatverbundene Heidi Mohr eine
gute Adresse, weil sie keinen Führerschein hatte. Im Verein hat sie sich
wohlgefühlt. „Heidi war das Beste, was ich jemals im Frauen-Fußball gesehen
habe“, sagte der damalige TuS-Vorsitzende Franz Schalk über den zurückhaltenden
Lockenkopf. „Sie war mit dem Ball schneller als andere ohne.“ Doch abseits des
Platzes war nicht viel mit Heidi Mohr anzufangen. Weil sie so still war, „haben
sie mir bei der Baden-Auswahl mal ein Tagebuch geschenkt. Da sollte ich
reinschreiben, was ich denke“, erzählte sie. In den Anfangsjahren hat der Frauen-Fußball um Anerkennung
gekämpft. Der Beitrag von Heidi Mohr beschränkte sich dabei auf Sportliches.
Auf das Kaffeeservice angesprochen, das es zum erstem EM-Titel gab, sagte sie
nur trocken: „Es waren früher alle gegen Frauen-Fußball.“ Umso besser, dass es 1989 bei der ersten EM-Teilnahme gleich mit dem Titel geklappt hat. In Osnabrück setzte die Mannschaft von Bundestrainer Gero Bisanz sich am 2. Juli gegen die favorisierten Norwegerinnen mit 4:1 (2:0) durch. Einen Treffer steuerte sie bei. Mit Blick auf die EM erinnerte Heidi Mohr sich aber vor allem an das Halbfinale, in dem es einen 4:3-Erfolg nach Elfmeterschießen über Italien gab. Den entscheidenden Elfmeter hatte nicht die Stürmerin verwandelt, sondern Torhüterin Marion Isbert. Der Triumph im eigenen Land war überwältigend für die Mannschaft. „Ich sehe mich noch hinten im Bus sitzen. Wir haben es gar
nicht kapiert“, erzählte Heidi Mohr, die noch tagelang Gänsehaut hatte. „Es war
wie mit Niederkirchen – als wir deutscher Meister geworden sind“, sagte sie und
meinte: „Heute würde ich mehr feiern.“ Aber damals war „ich schüchtern.“ Quelle: Die Rheinpfalz, 09.02.2019, Von Christine Kamm
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