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Inklusionsbeauftragter im Portrait: Thorsten Richter

Fußball, Tischtennis, Coaching, Management, Organisation - würde es den Sport mit all seinen Facetten nicht geben, Thorsten Richter hätte ihn vermutlich erfunden. Egal ob privat oder beruflich, der 45-jährige Familienvater (zwei Kinder) hat schon Vieles bewegt, angeschoben und vorgedacht. So auch in einer Rolle, die er erst seit wenigen Monaten innehat: Im Dezember 2017 hat Richter, im Hauptberuf stellvertretender Geschäftsführer beim Sportbund Rheinhessen  die Funktion des Inklusionsbeauftragten im SWFV übernommen. Ein Verband, einen eigenen Stützpunkt für inklusiven Fußballsport gegründet hat.

 

Baumholder, Perle des Westrich, im Herzen von Rheinland-Pfalz gelegen. Hier, wo man vom Aussichtspunkt des Hochwald-Pfalzblick-Wanderweges auf den Hunsrück und die Pfalz blicken kann, ist Thorsten Richter aufgewachsen. Baumholder ist bekannt für viel Natur, seinen Truppenübungsplatz inklusive eine der größten Garnisonen des US-Militärs in Deutschland und für den heimischen Fußballverein, den VfR Baumholder. „Fußball war schon als kleiner Junge für mich immer präsent“, sagt Thorsten Richter. „Mein Vater war Torwart, mein Onkel hat beim VfR Mannheim gespielt. Und irgendwie haben wir alle auch mal beim VfR Baumholder gespielt.“ So auch Richter, der in jungen Jahren aber auch noch eine zweite sportliche Leidenschaft entdeckte: den Tischtennis-Sport. „Von 13 bis 16 Jahren habe ich das sehr intensiv gemacht und sollte auch auf eine Sport-Förderschule. „Als es kurz bevor stand, sagte ich ab. Die Vorstellung, irgendwie für immer auf Fußball zu verzichten, war mir nicht geheuer. Also fing ich wieder an Fußball zu spielen.“

 

Zum Abschluss Deutscher Hochschulmeister

 

Und das richtig erfolgreich: Nach drei Jahren Auszeit ging es als junger Erwachsener zunächst in die C-Klasse, dann aber sehr schnell hoch bis in die Verbandsliga. Damals die fünfthöchste Liga in einer Zeit, in der die Regionalliga hierzulande gerade wiederbelebt worden war. Aktiv gespielt hat Richter bis ins Jahr 2004 hinein. In einem seiner letzten Spiele wurde er mit der Uni Mainz Deutscher Hochschulmeister, danach war auch aufgrund eines Bandscheibenvorfalls die aktive Karriere beendet. „Und Altherren-Fußball, das habe ich mir immer geschworen, würde ich ohnehin nicht spielen wollen“, lacht Richter. „Falscher Ehrgeiz war noch nie mein Ding.“ Sportlich ging es von 2011 an mit Tischtennis weiter – erst bei Mainz 05 , dann bei DJK Rot-Weiß Finthen jeweils im Stammteam der Verbandsliga und mit Einsätzen in Verbandsoberliga und Oberliga.

 

Beruflich entschied sich Thorsten Richter dazu, das Gymnasium nach der 11. Klasse zu verlassen, um eine Ausbildung zum Industriekaufmann zu absolvieren. Das halbe Jahr Pause überbrückte er bei der Lokalzeitung, die ihn gefragt hatte, ob er nicht Lust hätte, ein bisschen was für den Sportteil zu schreiben. „Und dann bin ich da irgendwie hängen geblieben“, sagt er heute. „Das hat einfach richtig viel Spaß gemacht. Es war Hobby und Beruf in einem. Tagsüber schrieben wir für die Zeitung, abends brachten wir mit meiner Thekenmannschaft zum Beispiel beim viertägigen Verbandsgemeinde-Turnier täglich eine Stadionzeitung raus.“ Texte, Satz, Layout, Fotos: Thorsten Richter war immer dabei. Aus dem freien Mitarbeiter wurde ein Pauschalist, der dann in Mainz zunächst sein Abitur in Vollzeit nachmachte undanschließend studierte. „Sport, Philosophie, Geschichte, Politik. Ich wollte mich breit aufstellen für den Journalismus.“


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Noch während er sein Abitur nachmachte, lernte er den heutigen HSV-Trainer Christian Titz kennen. Der spielte damals ebenfalls in der Verbandsliga Fußball. „Ich schrieb für die Wochenblätter über Fußball, in der Zeit entstand der Kontakt zu Christian. Wir konnten auch schon mal vier, fünf Stunden am Stück nachts über Fußball telefonieren.“ Schnell war klar: Chemie und Philosophie passen bei den beiden. Als Titz in Aachen eine Fußballschule aufbaut, ist Richter als Trainer mit dabei, macht unter anderem im dortigen Kids Club ein Praktikum. „Es gab damals ernsthafte Überlegungen, ob wir zukünftig als Team aktiv sind. Christian als Trainer, ich als sein Co-Trainer“, erinnert sich Richter, der unter anderem Co-Trainer der Aachener Amateure hätte werden können. „Ich habe mich dann gegen das Pendeln nach Aachen entschieden und habe bei Mainz 05 begonnen, weil wir dort mit der Familie lebten und dies auch heute noch tun.“

 

Bruchweg statt Tivoli - als Trainer und Pressesprecher

 

Richter wurde Co-Trainer der Mainzer U17-Junioren, studierte parallel an der Johannes Gutenberg-Universität. Der Nachwuchs absolvierte seine Spiele damals noch auf einem Platz in Mainz-Weisenau. „Am Bruchweg gab es damals quasi nur das Stadion, eine Trainingswieseund zwei Hartplätze“, erinnert sich Richter. „Als wir damals in Weisenau gegen den VfB Stuttgart gespielt haben, hat Sami Khedira vor dem Spiel gesagt: ,Okay, hier machen wir uns warm. Aber wo findet denn das Spiel statt?' Und er hatte schon Recht, der Platz war ein bisschen uneben. Aber so waren damals einfach die Verhältnisse.“

Weil Richter journalistisch interessiert und aktiv war, fragten ihn die 05er, ob er nicht eine Homepage für den Nachwuchs aufbauen könnte. Daraus entwickelte sich später eine 12-jährige Tätigkeit als Pressesprecher für das Nachwuchs-Leistungszentrum des 1. FSV Mainz 05. Sein Nachfolger im U17-Trainerteam war übrigens Stefan Hofmann. „Für einen nahtlosen Übergang sind wir damals gemeinsam zum DM-Halbfinale nach Dortmund gefahren und haben das Team vorbereitet.“ Heute ist Hofmann Präsident des Bundesligisten. „Die Zeit war sehr spannend, aber auch unheimlich intensiv“, sagt Richter im Rückblick. 2006 gründete er den 05er- KidsClub und leitete ihn viele Jahre mit. Darüber hinaus entstand der Kontakt zur DFL, besonders zu Thomas Schneider, dem Leiter der Fanabteilung. Mit ihm entwickelte er die Idee zu einem Nationalen Arbeitskreis für Kinderprojektleiter in den Bundesligen und war dann auch einer der ersten gewählten Vertreter – wie bei allen Aufgaben zuvor auch nebenberuflich.

 

Weil sich aber die Medienbranche gerade im Bereich Print nicht wie erhofft entwickelte, wechselte Richter 2009 nach seinem Volontariat bei der Tageszeitung quasi die Seiten und ging zum Sportbund Rheinhessen. Dort ist er auch heute noch als stellvertretender Geschäftsführer aktiv - mit zwischenzeitlich zwei Jahren Auszeit. Von 2013 bis 2015 war Richter bei der Stiftung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aktiv. „Eine der wichtigsten Aufgaben war es dort, Projekte für Kinder voranzubringen. Wir haben damals einen nationalen Arbeitskreis gegründet und diesen in Regionen eingeteilt. Eine spannende Phase, in der es darum ging, Netzwerke aufzubauen, die auch heute noch aktiv sind. Wir haben viele tolle Projekte angestoßen und umgesetzt, unter anderem ein Buch in der Reihe ,Die drei ???' zum Thema Fußball.“

 

Von der DFL Stiftung zurück zum Sportbund

 

Doch als eines Tages Thorsten Richters Sohn im Hausflur vor ihm stand und ihn fragte, ob er schon wieder weg müsse, zog der Familienvater die Reißleine. „Die Arbeit war spannend, aber zeitlich nicht zu kalkulieren. Und weil meine Frau als Ärztin ebenfalls einen sehr intensiven Beruf hat, haben wir umgedacht.“ Das war im Jahr 2015. Richter konnte auf seine alte Stelle beim Sportbund Rheinhessen zurück - und tat dies auch. „Ich kann wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Es war genau die richtige Entscheidung.“

Fußballerisch ist er sich dennoch treu geblieben, seit Dezember 2017 unter anderem als Inklusionsbeauftragter im Südwestdeutschen Fußballverband. „Schon bei der DFL Stiftung war die Fördersäule Inklusion eine meiner Hauptaufgaben. Wir haben zum Beispiel einen Bundesliga-Reiseführer für Fans mit Handicap entwickelt.“ Netzwerken, strategisch denken - das war schon immer eine große Leidenschaft von Thorsten Richter. Und auch wenn es nicht geplant war, den Posten des Inklusionsbeauftragten beim SWFV zu übernehmen, nahm der Familienvater sich im vergangenen Jahr dieser wichtigen Aufgabe an.

 

Netzwerken und entwickeln - für die Inklusion

 

„Mir war damals sehr wichtig, dass wir einen Arbeitskreis haben, in dem jeder Bereich vertreten ist: Vereine, Werkstätten, Versicherungen, Stiftungen. Gemeinsam können wir uns voll auf die Inklusion konzentrieren. Wir sind unheimlich stolz, dass wir nun gemeinsam mit dem SV Spesbach einen Inklusionsstützpunkt eröffnen konnten. Wir haben zudem einen Drei-Jahres-Plan aufgestellt, in dem wir die Inklusion Schritt für Schritt weiterentwickeln möchten. Dazu gehören die Organisation von Turnierserien und die Erarbeitung eines Handbuchs als Leitfaden für die Vereine. Wir wollen Dinge, die da vielleicht auf Bundesebene entwickelt werden, dann auf unseren Verband übertragen.“

Dankbar ist Thorsten Richter dafür, dass sich die DFB-Stiftung Sepp Herberger im Bereich der Inklusion engagiert und die Installation von Inklusionsbeauftragten in allen Landesverbänden des Deutschen Fußball-Bundes ermöglicht. „Ohne dieses Engagement würde das alles nicht so funktionieren und würde es vermutlich auch meine Funktion gar nicht geben. Die Stiftung ist die tragende Säule des Engagements. Da werden ganz wichtige Prozesse angestoßen und Projekte umgesetzt, die für das Thema Inklusion im Fußball überlebensnotwendig sind.“

 

(Text: Tom Neumann)

 

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